Manche Arten bedeutender Verluste werden von der Gesellschaft weder richtig gewürdigt noch als „bedauernswert“ betrachtet.
Vielleicht machst du gerade die Erfahrung, dass dein Schmerz nicht ernst genommen wird. Dass andere deine Traurigkeit nicht verstehen, weil sie die Ursache für Banal halten. Aber ich möchte dir direkt an dieser Stelle schon sagen, dass deine Trauer berechtigt ist und Unterstützung verdient!
Der Trauerforscher Kenneth J. Doka hat dieses Phänomen untersucht und prägte den Begriff „entrechtete Trauer“. Heute auch bekannt als „aberkannte Trauer“ oder „versteckte Trauer“. Er beschreibt damit eine Trauer, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert oder anerkannt wird. Das führt dazu, dass Betroffene sich unverstanden oder falsch fühlen, was die Gefühle von Einsamkeit und Isolation verstärken können.
Als Trauerbegleiterin werde ich immer wieder mit dieser Art der Trauer konfrontiert. Besonders bei meinem Herzensthema, der Tiertrauer, erlebe ich regelmäßig, wie stark diese Trauer sein kann und wie wenig Verständnis Betroffene dafür bekommen. „Es war doch nur ein Hund / eine Katze.“
In diesem Artikel zeige ich dir, was aberkannte Trauer bedeutet, welche Verluste davon betroffen sein können und warum sie so belastend ist. Du erfährst außerdem, wie du selbst besser mit deiner Trauer umgehen kannst und auch wie du Menschen unterstützen kannst, die davon betroffen sind. Denn keine Trauer sollte versteckt oder abgetan werden.
Was ist aberkannte Trauer?

Aberkannte Trauer tritt in verschiedenen Situationen auf und hat viele Gesichter. Während unser Umfeld beim Tod des Partners, Verlust eines Elternteils oder eines nahen Angehörigen Mitgefühl und Verständnis für unsere Trauer zeigt, kann das in anderen Fällen ganz anders aussehen – selbst, wenn die Trauer ebenfalls sehr real ist.
Trauerst du gerade, weil dein Haustier gestorben ist? Oder weil du von deinem Vermieter eine Kündigung wegen Eigenbedarfs erhalten hast? Vielleicht wurde deine Arbeitsstelle wegrationalisiert, die dir so viel Spaß gemacht hat? Oder hast du einen anderen Anlass zu trauern, aber so richtig verstanden und erst genommen fühlst du dich mit deiner Trauer nicht? Das ist aberkannte Trauer!
Aberkannte Trauer bedeutet, dass der Schmerz unsichtbar bleibt, weil er von der Gesellschaft nicht anerkannt wird. Diese Art von Trauer wird nicht nur ignoriert, sondern oft auch abgewertet als „nicht wichtig genug“. Und genau das macht es so schwer, diesen Schmerz zu bewältigen: Du fühlst dich allein gelassen, unverstanden und manchmal sogar beschämt, weil deine Gefühle nicht ernst genommen werden.
Beispiele für aberkannte Trauer
Verluste ohne Todesfall
- Scheidung oder Trennung
- Verlust des Arbeitsplatzes oder sogar des eigenen Zuhauses
- Verlust der Gesundheit durch Krankheit oder Unfall
- Das Ende einer langjährigen Freundschaft
- Unerfüllter Kinderwunsch oder das Erleben von Unfruchtbarkeit
- Wenn jemand, den du liebst, mit Suchtproblemen kämpft
Nicht anerkannte Beziehungen
- Tod eines Ex-Partners, einer Freundin oder eines Kollegen
- Verlust eines entfremdeten Familienmitglieds, mit dem du vielleicht keine enge Verbindung mehr hattest, der aber dennoch eine wichtige Rolle in deinem Leben gespielt hat
- Tod eines Haustiers – einer der häufigsten Fälle von aberkannter Trauer
Stigmatisierte Todesursachen
- Totgeburten, Abtreibungen oder Fehlgeburten
- Suizid
- Todesfälle durch Überdosis
- Suchtprobleme, Mord oder andere stigmatisierte Todesursachen

Wie du mit aberkannter Trauer umgehen kannst
Dieser Abschnitt hilft dir sowohl, wenn du selbst von aberkannter Trauer betroffen bist und auch, wenn du in deinem Umfeld Trauer beobachten kannst, die du vielleicht nicht verstehst.
Wenn du selbst von aberkannter Trauer betroffen bist
Das Wichtigste, was ich dir in diesem Artikel mitgeben möchte: erkenne an, dass deine Trauer berechtigt ist! Trauer ist sehr individuell und es gibt in der Trauer keine Regeln und kein Richtig oder Falsch! Lass dich nicht von den Meinungen anderer verunsichern, nicht jeder muss deinen Schmerz verstehen. Aber keinesfalls musst du dich dafür rechtfertigen!
Weitere Tipps, die dir helfen können:
- Sprich darüber: DeineTrauer verdient Unterstützung.Finde jemanden, der dir zuhört und deine Trauer ernst nimmt. Das kann ein Freund oder ein Familienmitglied sein. Ansonsten schau dich um nach Selbsthilfe- oder Trauergruppen (online oder vor Ort). Wenn du dich in einer Gruppe nicht wohlfühlst, kontaktiere eine Trauerbegleiterin oder einen Trauerbegleiter deiner Wahl. Auch die Kirche kann eine gute Anlaufstelle sein. Und auch die Telefonseelsorge ist eine gute Wahl, um sich einfach mal den Schmerz von der Seele zu reden. Wenn du Adressen zu den verschiedenen Angeboten benötigst, schreib mich gerne an!
- Sei liebevoll zu dir selbst: Gönn dir Zeit und Raum, um zu trauern. Du musst nichts leisten oder erklären. Wie Anfangs schon erwähnt, ist Trauer etwas sehr Individuelles und darf Raum bekommen. Trauer ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen deiner Stärke, dich deinen Gefühlen zu stellen.
- Finde Rituale oder Methoden zur Selbstfürsorge: Was hilft dir, zur Ruhe zu kommen oder zu entspannen? Gibt es ein bestimmtes Morgen- oder Abendritual, dass du vernachlässigt hast? Oder kannst du dir vorstellen, ein festes Ritual in deinen Alltag zu integrieren? Das kann ein Spaziergang in der Natur sein, vielleicht direkt morgens nach dem Aufstehen? Oder du beendest den Tag mit einem Eintrag in ein Dankbarkeitstagebuch. Oder finde Ausgleich im Sport: Yoga, Boxen, Tanzen – was macht dir Spaß? Versuche dich in Achtsamkeit, Meditation oder Mandala ausmalen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die dabei helfen können, Geist und Körper in Balance zu bringen und so auch die Trauer Stück für Stück zu verarbeiten.

Wie kannst du als Außenstehender einem Trauernden helfen
Du erlebst, wie jemand in deinem Umfeld einen Verlust erlitten hat, der ihm oder ihr sehr zu schaffen macht? Auch wenn du die Trauer nicht nachvollziehen kannst, lass die betroffene Person damit nicht allein.
Was du tun kannst:
- Urteile nicht: Auch wenn du den Verlust nicht nachvollziehen kannst, erkenne an, dass er für die andere Person real ist.
- Höre zu: Oft ist das Zuhören das Beste, was du tun kannst. Frag nach, ohne zu bewerten.
- Zeige Empathie: Empathie bedeutet nicht, mitzufühlen, sondern es bedeutet, sich in jemanden hineinzuversetzen. Auch wenn du das Problem des Trauernden nicht nachvollziehen kannst, so kannst du dir doch vorstellen, wie du dich fühlen würdest, wenn du so traurig wärst und was dir dann helfen würde.
- Sei achtsam mit deinen Worten und vermeide Floskeln: Sätze wie „Das war doch nur…“ oder „Das ist doch nicht so schlimm“ sind verletzend. Stattdessen kannst du sagen: „Es tut mir leid, dass du das durchmachst.“
- Wende dich nicht ab: Es ist gar nicht wichtig, dass du nachvollziehen kannst, wie es dem Trauernden geht. Und du darfst das auch äußern: „Es tut mir leid, dass ich deine Trauer nicht nachempfinden kann, aber ich bin für dich da“. Das hilft mehr, als du glauben magst.
Warum aberkannte Trauer so belastend ist
Aberkannte Trauer ist doppelt schwer zu tragen, weil der Schmerz des Verlusts mit dem Schmerz der fehlenden Anerkennung zusammenkommt. Deine Trauer wird abgewertet, ignoriert oder als „übertrieben“ hingestellt. Das schmerzt. Und dieser Schmerz geht tiefer, als viele glauben. Aberkannte Trauer ist so belastend, weil sie nicht nur mit dem Verlust an sich zu tun hat, sondern auch mit der Reaktion deines Umfelds.

Wenn andere deine Trauer nicht ernst nehmen, entsteht schnell das Gefühl, falsch zu sein. Du fragst dich vielleicht: „Warum geht es mir so schlecht, bin ich zu empfindlich?“ Diese Gedanken können zu innerer Unsicherheit führen, zu Scham, Einsamkeit und dem Gefühl, nicht verstanden zu werden.
Anstatt Mitgefühl zu bekommen, fühlst du dich allein gelassen. Oft hörst du Sätze wie: „Das war doch nur ein Haustier“, „Das ist doch kein Grund so zu trauern“ oder „Reiß dich zusammen, das Leben geht weiter.“ Solche Aussagen schmerzen tief und können dazu führen, dass du deine Gefühle unterdrückst.
Doch unterdrückte Trauer verschwindet nicht. Sie staut sich auf und zeigt sich oft in anderen Formen, wie körperlichen Beschwerden, Gereiztheit oder innerer Leere. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass du dir selbst erlaubst, zu fühlen, was du fühlst – auch wenn es andere nicht verstehen.
Trauer ist keine Schwäche, sie zeigt, wie stark deine Verbindung zu dem war, was du verloren hast. Deine Gefühle sind real und verdienen es, anerkannt zu werden. Und wenn dein Umfeld das nicht tut, dann darfst du dir selbst den Raum geben, den du brauchst, um zu trauern. Du bist nicht allein damit.
Fazit: Aberkannte Trauer verdient Raum und Anerkennung
Aberkannte Trauer zeigt sich in vielen Formen – sei es nach einem Verlust ohne Todesfall, einer nicht anerkannten Beziehung oder einer stigmatisierten Todesursache. Das macht sie so belastend, weil sie von der Gesellschaft oft ignoriert oder abgewertet wird. Das Umfeld versteht den Schmerz nicht, und Betroffene fühlen sich allein, unverstanden und manchmal sogar beschämt.
Trauer ist individuell und kennt keine festen Regeln. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder Verlust hat Bedeutung und deine Gefühle sind real. Wichtig ist, dass du deine Trauer anerkennst und dir erlaubst, sie zu durchleben, auch wenn andere das nicht verstehen. Erlaube dir, zu fühlen, was auch immer du fühlst. Deine Trauer ist genauso berechtigt wie jede andere. Lass dich nicht verunsichern, wenn andere deine Gefühle nicht verstehen – sie sind real und verdienen Anerkennung. Und wenn du spürst, dass du Unterstützung brauchst, zögere nicht, sie dir zu holen. Du bist nicht allein.
Wenn du als Außenstehender mit Trauer konfrontiert wirst, ist es deine Empathie, die den Unterschied macht. Auch wenn du die Gefühle nicht nachvollziehen kannst, kannst du für die trauernde Person da sein, ihr zuhören und ihr den Raum geben, den sie braucht.
Trauer, egal in welcher Form, zeigt, wie stark unsere Bindung zu dem war, was wir verloren haben. Und das ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Liebe und Menschlichkeit.

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Du möchtest noch mehr über unsichtbare Trauer und den Umgang damit erfahren?
👉 Wenn dich interessiert, wie Menschen mit unsichtbarer und aberkannter Trauer umgehen, kann ich dir den Blogartikel von Trosthelden empfehlen.
🎧 Podcast: Oder hör doch mal in diese Podcastfolge von Christine Kempkes rein. Christine spricht hier sehr einfühlsam über die Herausforderungen aberkannter Trauer und warum sie oft so schwer wiegt – absolut hörenswert!
📚 Und für alle Leseratten hier noch zwei Buchtipps zum Thema unsichtbare Trauer:
👉 „Das unerträgliche annehmen: Wie wir an Verlustschmerz und Trauer wachsen können“ von Joanne Cacciatore
Ein tiefgründiges Buch über die Verarbeitung von Verlust und Trauer. Die Autorin zeigt, wie wir an Schmerz wachsen und Wege finden können, mit scheinbar unerträglichen Gefühlen umzugehen.
👉 „Trauer verstehen und verarbeiten: Der behutsame Weg zur Trauerbewältigung durch richtige Trauerarbeit“ von Ina Brunnlandt
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